Lanzarote und seine Vulkane: Auf der Spur der Feuerberge

Du möchtest schon immer einmal zwischen Vulkankegeln wandeln? Lavalandschaften erkunden? Die Hitze aus der Erde spüren? Die urtümliche Wildheit einer jungen Erde erfahren und einmalige „Urzeit“-Vegetation entdecken?

Die kanarischen Inseln vor der Küste Nordwestafrikas gehören politisch zu Spanien und damit zur EU. Nur drei bis vier Flugstunden von Zentraleuropa entfernt sind sie auch und gerade in den Wintermonaten ein attraktives Reiseziel. Denn dank ihrer Nähe zum Äquator herrschen dort ganzjährig milde Temperaturen (im Sommer kann es dort allerdings auch sehr heiss werden) und viel Sonnenschein.

 

Lanzarote: Eine besondere Insel

Alle kanarischen Inseln sind vulkanischen Ursprungs: Unter ihnen bewegt sich ein „Hot Spot“ von Ost nach West(?), der sich in Vulkanausbrüchen entlädt und immer neue Inseln erzeugt. Die geheimnisvollste der Kanaren-Inseln ist Lanzarote ganz im Osten des Archipels: Sie ist zugleich die älteste und die jüngste der Kanaren-Inseln – denn obwohl sie als erstes entstand, geschah der letzte grosse Vulkanausbruch von 1730 bis 1736, gefolgt von einem weiteren, kleineren Ausbruch 1824!

Nicht einmal 300 Jahre sind ein erdgeschichtlicher Wimpernschlag, sodass weite Teile Lanzarotes wirken, als wären sie erst gestern (oder bestenfalls vorgestern) erst von bizarren erkalteten Lavamassen verschüttet worden. Ihrer geringen Höhe wegen (max. 609m) stauen sich an der Landmasse von Lanzarote, anders als bei den jüngeren Kanaren, keine Passatwolken an, sodass es auf der Insel praktisch keinen Niederschlag und dafür fast immer Sonne gibt. Der ungehindert über die Insel wehende Passatwind ist dafür ein ständiger Begleiter.

Das trockene Klima trägt dazu bei, dass die rauen Lavafelder und Vulkankegel Lanzarotes nur langsam von Pflanzen und darauf folgend von Tieren erobert werden und so ihr urtümliches, an eine Mondlandschaft erinnerndes Aussehen lange behalten. Und wenn dann doch etwas wächst, sind das zunächst Flechten und später wasserspeichernde (Sukkulenten), gegen Trockenheit resistente (Xerophyten) und salztolerante Pflanzen. Da die kanarischen Inseln rund 140km vor dem afrikanischen Festland liegen, konnten sich auf ihnen zahlreiche endemische Arten entwickeln. 68 dieser Pflanzen kommen auf Lanzarote vor, 13 davon findet man ausschliesslich auf dieser Insel.

Ausser Fledermäusen und der Kanaren-Spitzmaus Crocidura canariensis gibt es keine wirklich einheimischen Säugetiere auf Lanzarote – alle anderen vorkommenden Arten wurden vermutlich – gewollt oder ungewollt – vom Menschen mitgebracht. Dafür gibt es Reptilien (darunter die Ostkanareneidechse Gallotia atlantica) und rund 35 Vogelarten, darunter See- und Greifvögel.

 

Was Forscher auf Lanzarote erleben können

Wir haben im Februar 2014 eine gute Woche auf Lanzarote verbracht, die mit einer Vielzahl von einmaligen Naturerlebnissen gefüllt war. Um die fast immer abseits der grossen Touristenzentren gelegenen Naturwunder bequem erreichen zu können, ist ein Mietwagen mehr als nützlich (Am Flughafen von Arrecife sind die gängigen internationalen Ketten vertreten). Wer auf der Insel Rad fahren möchte, sollte bedenken, dass dort häufig ein starker Wind weht.

Für kleine und grosse Naturbegeisterte und -forscher hält Lanzarote so viele verschiedener Abenteuer bereit, dass hier nur für eine Auswahl Platz ist:

 

1. Für Trittsichere: Über ein Lavafeld laufen

Nur wenige hundert Meter nördlich unseres damaligen Quartiers in La Hoya im Osten der Salinas de Janubio erstreckt sich eine schier endlose grauschwarze Wüstenei aus ungewöhnlich schroffem, praktisch unbewachsenem Gestein (Bild). Solche Lavafelder werden auf Spanisch „Malpaís“, also „schlechtes Land“ genannt. Der Name is sehr passend – denn die harte, unwegsame Basaltlava verbietet nicht nur jeglichen Ackerbau, sondern auch nahezu alle Arten von Bauvorhaben.

Lavafeld auf Lanzarote

Warum Lava seltsame Namen trägt

Lava kann verschiedene Formen annehmen. Die beiden wichtigsten Sorten, die Lavaströme bilden, tragen hawaiianische Namen. Auf Hawaii nämlich kann man heute noch die Entstehung von Lavaströmen und -feldern live beobachten – die Inselgruppe liegt nämlich über ihrem eigenen aktiven Hot Spot.

Das Malpaís bei La Hoya ist der Überrest eines Stromes aus zähflüssiger, weniger heisser Lava, der sich einst in glühenden Brocken über die Insel gewälzt hat. Diese nach dem Erstarren oft scharfkantige, unwegsame Lava wird von den Geologen ‚A’a-Lava, zu deutsch Brocken- oder Zackenlava genannt. Das hawaiianische ‚A’a bedeutet soviel wie „brennend, feurig, steinig“. Er könnte aber ebensogut die Laute beschreiben, die ein Mensch von sich gibt, wenn er versucht, über einen solchen (erkalteten!) Lavastrom zu laufen.

Heissere, dünnflüssige Lava fliesst wesentlich schneller, wobei die zunächst glatte Oberfläche des Lavastroms zuerst auskühlt und zu erstarren beginnt. Die darunter weiter fliessende Lava schiebt die erstarrende „Haut“ an der Stromoberfläche zu strickartigen Gebilden zusammen, weshalb diese Lavasorte „Pahoehoe“- oder Stricklava genannt wird. Auf Pahoehoe-Lava lässt es sich meist wesentlich bequemer laufen als auf ‚A’a-Lava. Wenn allerdings der Lavastrom unter seiner erstarrten Haut vollständig abgeflossen ist, bleibt ein mitunter tiefer Hohlraum zurück. Und nicht selten ist die Pahoehoe-Decke eines solchen Lavatunnels so dünn, dass ein Mensch darin einbrechen kann (tatsächlich wurden verschiedene Lavatunnel auf den Kanaren auf genau diese Weise entdeckt)! Stricklava-Flächen in wilder, nicht erschlossener Landschaft solltest du deshalb nicht betreten!

Wenn du das erste Mal am Rand eines solchen Lavafeldes stehst, glaubst du vielleicht auch, dass dieser grotesk zerklüftete Untergrund vollkommen unbegehbar ist. Die Fähigkeiten des (gesunden) menschlichen Körpers sind, wenn es um Fortbewegung geht, jedoch überaus erstaunlich. Wenn du trittsicher bist und ein kleines Abenteuer suchst, probier es einfach mal aus. Nimm dir jedoch Zeit und gehe weder allein, noch zu weit in das Lavafeld hinein! Schon nach wenigen Metern wirst du merken: Das Vorankommen auf der rauhen Lava ist mächtig anstrengend und erfordert grösste Aufmerksamkeit. Zu schnell kann sich ein unaufmerksamer Erkunder hier den Fuss umknicken!

Ganz wichtig: Die schroffe Basaltlava kann sehr scharfkantig sein! Tragt daher unbedingt Wanderschuhe mit robusten Sohlen – Die Sohlen von Retos Marken-Turnschuhen waren nach unseren 100 Metern querfeldein sichtlich zerschlissen, während meine Trekking-Halbschuhe tadellos gehalten haben! Passt auch auf eure Hände auf: Wer sich am Gestein abstützt oder festhalten muss, riskiert Schrammen!

 

2. Für Mineralienfans: Olivin finden

Im auf Lanzarote allgegenwärtigen Basaltgestein finden sich häufig Einschlüsse aus gelblich- bis dunkelgrünen Kristallen. Diese gehören zu einer Mineraliengruppe, die zusammenfassend „Olivin“ genannt wird. Die Olivine im Gestein von Lanzarote bilden in der Regel nur wenige Millimeter grosse, trübe Kristalle. Grössere Kristalle von besonderer Reinheit, die als Schmucksteine beliebt sind, bezeichnet man auch als „Peridot“ oder „Chrysolit“.

Olivin von Lanzarote und Peridot - Schmuck

Warum kein Olivin dem anderen gleicht

Olivin-Kristalle bestehen aus positiv geladenen Magnesium- und Eisen-Ionen sowie negativ geladenen Silicat-Anionen. Dabei sind die Plätze der positiven Ionen im Gitter willkürlich entweder von Magnesium- oder von Eisenionen besetzt. Je nachdem, welchen Ausschnitt aus dem Kristallgitter man sich anschaut, erscheint dieser wie Magnesiumsilicat (Mg2SiO4, „Forsterit“) oder wie Eisensilicat (Fe2SiO4, „Fayalit“).

Da sich das Verhältnis zwischen Magnesium- und Eisen-Ionen von Kristall zu Kristall unterscheidet (in der Regel überwiegt dabei der Anteil des Magnesiums), sprechen die Mineralienfachleute von einer „Mischkristallreihe“, die Olivin-Kristalle mit allen möglichen Verhältnissen zwischen Magnesium und Eisen enthält. Die „Endglieder“ dieser Reihe bilden die beiden Extreme Forsterit und Fayalit, die jeweils nur Magnesium- bzw. nur Eisen-Ionen enthalten.

Der in Souvenir-Geschäften auf Lanzarote angebotene Olivin- bzw. Peridot-Schmuck stammt deshalb in der Regel nicht von den kanarischen Inseln (Bild Olivinkette?). An den schwarzen Stränden im Westen der Insel und vielen anderen Orten kann man jedoch handliche Gesteinsbruchstücke mit Olivin-Einschlüssen finden. Achtung! Das Gebiet im Westen nördlich von Yaiza und der Region La Geria (die genaue Ausdehnung ist auf touristischen Karten verzeichnet) ist ein Naturschutzgebiet, der Kernbereich dessen ein Nationalpark! Nehmt in diesen Gebiet der Natur zuliebe keine Steine mit!

 

3. Einen Vulkankegel erkunden: Volcán del Cuervo (Rabenvulkan) und die Caldera Blanca

Wer schon immer einmal das Innere eines Vulkankegels zu Fuss erkunden wollte, hat auf Lanzarote die Gelegenheit dazu. An der Landstrasse LZ-56 im Osten des Parque Natural de los Volcánes liegt ein Wanderparkplatz, von dem aus ein bequemer Pfad auf loser, feinkörniger Schlacke (Lapilli) über das Lavafeld zum Schlackekegel des „Rabenvulkans“ führt.

Rabenvulkan - Volcan del Cuervo

Dieser Kegel ist seit langem inaktiv und kann durch eine Einkerbung an der Seite fast ohne Höhenunterschied betreten werden. Der Fussweg zum Kegeleingang ist weniger als einen Kilometer lang, sodass auch jüngere Kinder ihn ohne Schwierigkeiten meistern können. Im Inneren des Kegels offenbart der eigentlich schwarzgraue Basalt eine faszinierende Farbenpracht, die so gar nicht zum Namen dieses Kegels  passen möchte.

Lanzarote: Farbenpracht im Rabenvulkan

Die erstarrte Schlacke hat überdies oft bizarre Formen angenommen, in welchen sich fantasievollen Beobachtern fantastische Geschöpfe zeigen können.

Vulkanschlacke: Pferdekopf made by Natur

Schlacke im Rabenvulkan: Wer findet diesen Pferdekopf?

Wie entsteht Vulkanschlacke und weshalb ist sie bunt?

In flüssigem Gestein, also Magma, können wie in anderen Flüssigkeiten auch Gase gelöst sein. Der hohe Druck im Erdinnern sorgt dafür, dass solche Gase auch bei den hohen Temperaturen im Magma in Lösung verbleiben – ähnlich dem Kohlenstoffdioxid in einer verschlossenen Mineralwasserflasche (Le Chatelier erklärt auf dem Flughafen, was es mit solchen Gleichgewichten auf sich hat). Wenn Magma mit wenig oder keinen darin gelösten Gasen als Lava an die Oberfläche tritt, erstarrt es dort zu hartem, kompakten Gestein, auf Lanzarote ist das in der Regel Basalt.

Wenn jedoch viel Gas im Magma gelöst ist und beim Ausbruch eines Vulkans der Druck darauf plötzlich stark nachlässt, verhält sich die Sache wie beim Öffnen einer Mineralwasserflasche: Die Gase bleiben nicht länger gelöst und nehmen damit schlagartig sehr viel mehr Raum ein. Durch die explosionsartige Ausdehnung entstehen in der Lava Blasen und die flüssige Masse wird auseinandergerissen und aus dem Krater geschleudert. Im Flug oder kurz nach der Landung in der Umgebung des Kraters erstarren die Lavafetzen zu Aschekörnern, Staub und bizarr geformten, porösen Steinen (Solche Wurfgeschosse mit einem Durchmesser ab 6,4cm werden auch vulkanische Bomben genannt). Solche Schlacken bestehen aus dem gleichen Basalt wie das kompaktere Gestein der Insel. Sie sollten also von dunkelgrauer bis schwarzer Farbe sein.

Der Schlackenkegel des Rabenvulkans ist dafür jedoch erstaunlich farbenfroh. Grund dafür ist, dass Basalt häufig Atome verschiedener Metalle – allen voran Eisen – enthält, die mit dem Sauerstoff in der Luft zu farbenfrohen Oxiden reagieren können (mehr dazu erfährst du bei der Rostparade). Und die enorm grosse, poröse Oberfläche der Schlackenfetzen bietet überdies reichlich Eisen im Gestein die Gelegenheit, mit Luftsauerstoff in Kontakt zu kommen.

Rote Farbtöne weisen somit auf Eisen im Basalt hin, das an der Luft „gerostet“ ist. Helle, gelbe Verfärbungen können entstehen, wenn im Anschluss an einen Ausbruch weitere reaktionsfreudige Gase in Fumarolen aus dem Kegel strömen und mit ihrer Umgebung reagieren, oder wenn der Basalt in Jahrhunderttausenden an der Luft langsam verwittert. Es lohnt sich jedoch genau hinzuschauen: Die Flechten, die als erste Bewohner einer „neuen“ Vulkanlandschaft auf den Schlacken wachsen, können ebenfalls weiss bis gelb erscheinen!

Wer schon mehr Ausdauer mitbringt, kann auch von Mancha Blanca aus auf Wanderwegen über das sonst fast unbegehbare (s. 1.) Lavafeld wandern und die Caldera Blanca besteigen. Der Blick in diesen alten, verwitterten Riesenkegel und über die Vulkanlandschaft des Timanfaya-Nationalparks ist atemberaubend. Achtung, festhalten! Auf dem oberen Rand der Caldera kann ein sehr starker Wind wehen (Weglänge bis zum oberen Kraterrand: eine Strecke ca. 4,5km)!

Kathi Keinstein auf dem Rand der Caldera Blanca

 

4. Für Neugierige: Den Eingang zur Hölle besuchen: Timanfaya-Nationalpark mit Besucherzentrum

Wusstest du, dass der Vulkan unter Lanzarote auch heute alles andere als erloschen ist? Keine Sorge, heute kennen die Wissenschaftler die Vorzeichen eines Ausbruchs, sodass keiner der Feuerberge hier plötzlich und ohne Warnung wieder Lava spucken wird. Und trotzdem ist die Hitze des gesammelten Magmas unter der Insel im Herzen des Nationalparks bis an die Oberfläche spürbar!

a) In der Ausstellung über Vulkanismus lernen

Im Besucherzentrum (Centro de Visitantes) kannst du in einer Ausstellung Spannendes über Vulkane und den Hotspot unter den kanarischen Inseln bzw. Lanzarote sowie über die Pflanzen und Tiere im Park lernen. Die Info-Tafeln und Ausstellungsstücke sind neben Spanisch auch auf Englisch (ich bin nicht mehr sicher, ob auch auf Deutsch) beschriftet. Dank Video-Aufnahmen von Ausbrüchen an anderen Orten kannst du unter anderem zuschauen, wie die bizarren Lava-Landschaften Lanzarotes vor 300 Jahren oder noch früher entstanden sind.

Hot Spot-Vulkanismus: Warum ist es unter Lanzarote warm?

Vulkane, also Orte, an welchen flüssiges Gestein aus der Erde tritt, gibt es nur in speziellen Bereichen der Erdkruste. Das heisse Material aus dem Erdmantel, das einen Vulkan speisen könnte, ist nämlich nicht flüssig, sondern ähnlich fest wie Gummi. Das rührt daher, dass ein gewaltiger Druck auf dem Mantel lastet – und je höherer Druck auf etwas lastet, desto höher muss die Temperatur sein, damit etwas schmilzt.

Wo Magma entsteht: Geotherme versus Solidus

By Woudloper (Own work) [GFDL or CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons, mit der folgenden Erklärung hier gefunden

 

Die Schmelztemperatur für Erdkrusten- und -mantelgestein ist in den Diagrammen unten für jede Tiefe bis über 150km eingezeichnet, sodass sich aus all diesen Punkten die grüne, „Solidus“ (lat. „fest“) genannte Linie ergibt. Erst bei Temperaturen rechts der grünen Linie kann das Gestein in der jeweiligen Tiefe flüssig sein. Die tatsächliche Temperatur des Gesteins für jede Tiefe markiert die rote, „Geotherm“ (griech.: „Erdwärme“) genannte Linie. Diese verläuft im Normalfall (A) links von der grünen Linie, also im Bereich des festen Gesteins.

An einem mittelozeanischen Rücken (B), wo zwei Erdplatten auseinanderdriften, ist der kalte Bereich der Erdkruste sehr dünn, d.h. die Temperatur steigt schon in sehr geringer Tiefe bis über 1000°C an, sodass die rote Kurve im oberen Bereich rechts der grünen verläuft: Hier kann dicht unter der Erdoberfläche flüssiges Gestein entstehen (roter Bereich in der Grafik unten). In einer Subduktionszone, wo sich eine Erdplatte unter eine andere schiebt (D), sorgen die dabei wirkenden Kräfte für eine Veränderung der Druckverhältnisse, die dem Gestein erlauben, bei niedrigeren Temperaturen zu schmelzen: Die grüne Kurve verläuft weiter links und kreuzt so die rote – flüssiges Gestein entsteht in der Tiefe und kann nach oben vordringen.

Die kanarischen Inseln befinden sich jedoch mitten auf einer Erdplatte. Tief unter ihnen durchzieht jedoch ein sogenannter Mantel-Plume (engl. oder franz. „plume“ = Hutfeder) den Erdmantel (C). Das ist ein Kanal, durch den extrem heisses Material aus dem tiefen Erdinneren nach oben in die äusseren Schichten des Erdmantels dringt. Würde man sich von der Erdoberfläche aus einem solchen Gebilde nähern (also der roten Kurve folgen), würde es einem relativ schnell extrem heiss, bis die rote Temperaturkurve schliesslich am oberen Ende des Mantel-Plumes die grüne kreuzt. Dort kann sich also in mittlerer Tiefe flüssiges Gestein, also Magma bilden und in die Erdkruste eindringen. Dabei bleibt es heiss und – weil der Druck nach oben hin tendenziell weiter sinkt – flüssig.

Dicht unter Lanzarote sammelt sich solches Magma in einem Hohlraum, der Magma-Dom genannt wird und strahlt von dort solche Hitze ab, dass in einem Erdspalt an der Oberfläche trockene Pflanzen spontan in Flammen aufgehen können (ein „hot spot“ ist buchstäblich ein „heisser Fleck“)! Erst wenn es dem Magma in seinem Dom zu eng wird, bricht es zuweilen als Lava durch die Kruste, wie zuletzt vor rund 300 Jahren auf Lanzarote: Am heissen Fleck bricht ein Vulkan aus.

 
b) Hitze aus der Erde spüren Feuerloch-Vorführung und Vulkan-Grill

Im Herzen des Nationalparks auf dem Hügel „Islote de Hilario“ thront das Restaurant „El Diablo“, welches direkt auf einem der heissesten Orte Lanzarotes errichtet worden ist. In unmittelbarer Umgebung des Gebäudes gibt es Löcher im Boden, welchen man nicht zu nahe kommen sollte. Keine Sorge, sie sind sorgfältig markiert und zu Besuchszeiten nicht zu übersehen! Denn Park-Ranger demonstrieren hier den Besuchern die Hitze im Boden, indem sie trockenes Gestrüpp in ein Loch schieben oder einen Eimer Wasser hinein schütten (Abstand halten! Das Wasser kommt zurück!).

Brennender Busch im Timanfaya - Nationalpark

Hier wird nicht gezündelt: Die Hitze im Boden entzündet das Feuer!

 

Im Restaurant kannst du auf dem Vulkan Gegrilltes kosten – eines der heissen Erdlöcher ist hier mit einer Mauer eingefasst und wird als Grill verwendet!

c) Busfahrt oder geführte Wanderung durch Mondlandschaft/Lavatunnel

Jenseits der Zufahrt des „El Diablo“ ist die bizarre Vulkanlandschaft des Nationalparks für Autos und die eigenständige Erkundung zu Fuss gesperrt. Vom Parkplatz vor dem Restaurant starten jedoch regelmässig Bustouren über einen 14 Kilometer langen Rundkurs durch die Feuerberge (im Parkeintritt inbegriffen).

Über den Bus-Lautsprecher gibt es (mehrsprachig!) nebst Erklärungen zu einzelnen Stationen Auszüge aus dem Tagebuch des Pfarrers von Yaiza, der den Ausbruch vor 300 Jahren miterlebt hat, sowie sehr stimmungsvolle musikalische Untermalung. Die Fenster unseres Busses waren überdies so sauber, dass wir sogar brauchbare Fotos machen konnten!

Lavakanal im Timanfaya Nationalpark

Der Bus passt soeben durch diesen einstigen Lavakanal

 

Wenn du mindestens 16 bist und mehr Zeit und Ausdauer mitbringst, kannst du dich am Besucherzentrum auch einer kostenlosen geführten Wanderung anschliessen (Anmeldung 14 Tage im Voraus!) und dir die Geologie, Flora und Fauna auf Englisch oder Spanisch erklären lassen.

 

Noch mehr Spannendes für Naturforscher

Und wer noch nicht genug hat, findet auf und um Lanzarote noch viele weitere Möglichkeiten, die Natur zu erkunden. So zum Beispiel

  • beim Besuch der Cueva de los Verdes im Norden der Insel, einem begehbaren Abschnitt eines echten Lavatunnels, den du im Zuge einer Führung (mehrsprachig, ca. 2h45min) erkunden kannst
  • auf den Spuren der bizarren Pflanzenwelt Lanzarotes: Mit Hilfe einer Digitalkamera kannst du deine Funde in einem Herbarium sammeln, ohne die Pflanzen anrühren zu müssen (mehr dazu findest du hier)! Das meiste Grün findest du dabei im Norden der Insel!
  • Beim Besuch der Jameos del Agua: In diesem kurzen Lavatunnel-Abschnitt ganz in der Nähe der Cueva des los Verdes gibt es einen Teich, in welchem geheimnisvolle kleine weisse Krebse leben, die sonst nur in der Tiefsee vorkommen. Hier kommen zudem auch Kunst- und Gartenfreunde auf ihre Kosten, hat doch Cesar Manrique, der Star-Künstler der Insel, jenseits des Krebsteichs mitten im Lavafeld eine herrliche, begrünte Pool-Landschaft angelegt.
  • Bei der Überfahrt mit der Autofähre von Playa Blanca im Süden Lanzarotes auf die Nachbarinsel Fuerteventura, die unter anderem eine atemberaubende Dünenlandschaft bereithält und von ziemlich zutraulichen Atlashörnchen bewohnt wird.

Und bist du schon einmal auf Lanzarote gewesen? Was hast du dort erlebt? Was möchtest du ausprobieren, wenn du Lanzarote (oder eine der anderen Kanarischen Inseln) besuchst? 

3 replies
    • Kathi Keinstein
      Kathi Keinstein says:

      Freut mich unheimlich, dass dir der Artikel – wieder einmal – so gut gefällt! Auf die Blogtipps bin ich nun entsprechend neugierig. Lieben Dank dafür!

      Antworten
  1. Bernd
    Bernd says:

    Danke für Deinen tollen Bericht. Würde am liebsten gleich einen Flug buchen, und mir das dort ansehen.
    Unsere Reisepläne führen uns im Frühjahr nach Stromboli. Hier ist der Vulkan aktiv.
    Freue mich auf weitere Berichte!
    B

    Antworten

Leave a Reply

Want to join the discussion?
Feel free to contribute!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert